Puten, auch Truthühner genannt, stammen ursprünglich aus Mittel- und Nordamerika. Wilde Truthähne können ein Gewicht von etwa
10 kg erreichen. Die Hennen bleiben deutlich leichter und bringen meist nicht mehr als maximal 5 kg auf die Waage. Trotz dieser erstaunlichen Werte sind sie mehr oder weniger flugfähig. Wobei Puten äußerst wachsam sind und in der Regel eher zu Fuss flüchten. Sie leben vermehrt an Waldrändern und größeren Lichtungen. Zur überwiegend pflanzlichen Futtersuche werden Grasflächen aufgesucht, aber auch Insekten werden gerne gefressen. Zum Schlafen und in den Ruhephasen werden dichtes Unterholz und auch Bäume aufgesucht. Puten sind außerhalb der Brutzeit gesellige Tiere. Jedoch anders als bei anderen Hühnervögeln leben sie nicht im Familienverband, sondern sind zumeist in nach Geschlechtern getrennten Hahnen-/ oder Hennengruppen anzutreffen.
Nach der Entdeckung und Besiedlung Amerikas kamen auch sehr schnell die ersten Truthühner nach Europa. Heute gibt es eine Vielzahl an Farbschlägen und Gewichtsklassen. Man unterscheidet zwischen leichten, mittelschweren und schweren Farbschlägen. Wobei die Gewichtseinteilung nach Farben heute auch oft fließend ineinander über geht. Gerade wenn nicht nur nach Rassestandart und für die Ausstellung gezüchtet wird. (Unsere Bronzeputen würde ich eher zu den mittelschweren zählen)
Leichte Farbschläge:
(Hahn: bis 8 kg / Henne: bis 5 kg
Mittelschwere Farbschläge:
(Hahn: bis 12 kg / Henne: bis 6 kg
Schwere Farbschläge:
(Hahn: bis >15kg / Henne bis 7 kg
Rot, Gelb, Blau, Kupfer, Rebhuhnfarbig, Cröllwitzer/Hermelin, Gelbschulter
Schwarz, Bourbon, Narragansett
Weiß, Bronze, Schwarz- u. Rotflügel
2020 haben wir zum Einkreuzen einen Bourbon-Puter und einen Cröllwitzer Puter, die den Bronze-/Narragansett- und Cröllwitzerhennen zur Verfügung stehen.
Die Putenhaltung begann bei uns damals mit 4 Kelly-Bronzeputen, die zusammen mit den Hühnern auf einer Wiese mit alten Obstbäumen wohnten. Es stellte sich heraus, dass wir zwei Hähne und zwei Hennen hatten. Aber als industrielle Mastlinie waren die Kelly-Bronzeputen irgendwann so schwer, dass sich zwei Tiere beim herunterhüpfen von der Sitzstange die Beine brachen und notgeschlachtet werden mussten. Das verbliebene Paar wollte sich im nächsten Frühling natürlich vermehren. Beim Tretakt zeigte sich erneut die Problematik des hohen Gewichts. Der Hahn riss der Henne beim Treten den Rücken auf, so dass man handtellergroße Fleischfetzen am Rücken aufklappen konnte, somit musste auch diese Henne geschlachtet werden und aus Frust der Hahn gleich dazu.
Beim nächsten Anlauf fiel die Entscheidung auf Cröllwitzer Puten, die zu den leichteren Puten-schlägen zählen. Auch diese wohnten zusammen mit den Hühnern. Die Cröllwitzer hatten keine Probleme mit Gewicht etc. und so kam es dann auch zum Nachwuchs im Folgejahr. Die Pute zog ihre Küken problemlos zwischen den Hühnern auf. Mit der Schwarzkopfkrankheit oder ähnlichem hatten wir dabei keine Probleme. Ein jähes Ende nahm die Putenhaltung erneut, als nach einer Familienfeier der Fuchs vor uns am Hühnerhaus eintraf.
Da wir unsere Puten nicht ausstellen, achten wir weniger auf den Rassestandart für den jeweiligen Farbschlag. Uns ist es wichtig einen möglichst robusten und lebensfähigen Landschlag zu erhalten. Dieser sollte vom Gewicht im mittleren Bereich liegen, was für uns im Falle eines alten ausgewachsenen Zuchthahns nicht mehr als maximal 12 kg bedeutet. Dazu wurden in der Vergangenheit hin und wieder Cröllwitzer eingekreuzt. Farblich gefällt uns die Bronze- und Narragansettpute am besten. Daher haben wir meist immer Zuchttiere in diesen Farben vor Ort.
Unsere Puten werden über das Jahr eher extensiv gehalten und sind bei Wind und Wetter von Frühjahr bis Herbst draußen auf einer 3500qm großen Wiese mit Bach, Bäumen und Büschen. Sie haben zwar die Möglichkeit einen Stall aufzusuchen, sitzen aber meist irgendwo im Geäst oder auf der Hütte und das auch bei Dauerregen oder ähnlich schlechtem Wetter. Die Erfahrung zeigte, dass hoher Schnee im Winter und Temperaturen unter minus 20 Grad im Freien nicht so gut von den Puten vertragen werden. Daher holen wir sie über den Winter zurück auf den Hof. Dort können sie bei sehr schlechter Witterung auch mal ein paar Tage in einem etwa 20 qm großen Stallabteil bleiben.
Was die Ernährung angeht fressen Puten sehr viel Grünes und suchen sich bei entsprechendem Auslauf viel selbst. Desweiteren füttern wir etwas Getreide zu. Puten fressen auch gerne Brennesseln. Ebenso wird Obst gerne genommen, vor allem Äpfel sind sehr beliebt. Außerdem werden gerne Insekten gefangen. Zur richtigen Verdauung benötigen Puten kleine Steinchen, die gerne aufgepickt werden. Sie helfen die Nahrung im Magen zu zerreiben.
Küken erhalten bei uns in den ersten Wochen Puten- oder Ziergeflügelstarter, der dann mehr und mehr mit Hühnerfutter vermischt und schließlich davon abgelöst wird. Auch gekochtes Ei und das schon erwähnte "Grüne" wird gerne genommen. Füttert man zu gehaltvoll kann es bei den Jungtieren zu Wachstumsschäden wie beispielsweise "Dreh-/Kippflügeln" kommen.
Junge Puten können recht empfindlich sein. Tendenziell ist die Kükenaufzucht mit einer Henne (Naturbrut) deutlich einfacher. Kunstbrutküken sind unserer Erfahrung nach etwas heikler. Vor allem bei letzterem sollten Regen, Zugluft und auch starke Sonneneinstrahlung ohne Schatten vermieden werden.
Puten haben einen ausgeprägten Bruttrieb. Sie brüten sehr zuverlässig. Ebenso gibt es die Möglichkeit eine Zwangsbrut durchzuführen. Dazu setzt man die Pute auf ein Nest (z. B. mit Gipseiern, abgerundeten Steinen oder auch mit Kartoffeln hatten wir schon Erfolg) und stülpt einen Korb oder ähnliches über sie, so dass die Pute nicht aufstehen kann. Einmal täglich nimmt man die Henne vom Nest und während diese sich mit Nahrung und Wasser versorgt, wird das Nest gereinigt und Kot entfernt. Nach ein paar Tagen, maximal einer Woche, ist die Pute in aller Regel "brütig", sitzt fest und verlässt nur zur Nahrungsaufnahme und zum Kot absetzen das Nest. Nun können die gewünschten Bruteier untergelegt werden. Dabei ist es egal ob es sich um Hühner-, Puten-, Gänse-, Enteneier oder ähnliches handelt. Bei Wassergeflügel sollten die Eier allerdings regelmäßig befeuchtet werden.
Für die Zwangsbrut eignen sich am besten leichtere Putenschläge, wie z. B. Cröllwitzer. Bei den schweren Hennen kann es sein, dass hin und wieder ein Ei zerdrückt wird. Dabei wird das Nest und vor allem die unbeschadeten Eier verschmutzt, wodurch die Poren in der Eierschale verstopfen, was wiederum zur Folge hat, dass die Embryonen im Ei absterben können. Im schlechtesten Fall ist das gesamte Gelege unbrauchbar.
Die Zwangsbrut lässt sich durchaus auch mit Putenhähnen durchführen. Wir hatten auch schon einen Cröllwitzer Puter der ohne jedes Zutun Naturbrut betrieben hat.
Für die Befruchtung der Eier ist es völlig ausreichend wenn der Zuchthahn die Zuchthenne 1x tritt. In der Regel ist dann das gesamte Gelege befruchtet. Bei den schweren Mastlinien bekommen die Hennen zum Schutz vor Verletzungen einen Sattel aufgespannt oder sie werden gleich künstlich befruchtet. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Jungfernzeugung bei Puten. Dabei ist es so, dass aus einem geringen Prozentsatz der Eier, die von Hennen ohne Hahn gelegt werden, durchaus Küken schlüpfen können, allerdings ausschließlich männliche.
Da unsere Puten zumeist im zeitigen Frühjahr auf die Sommerweide umziehen, suchen sich die Hennen zur Eiablage meist ein Plätzchen im Unterholz der Vegetation oder sie nutzen eine der aufgestellten kleinen "Hütten". Leider kommt es in der Freilandhaltung oft vor, dass die Gelege vor allem von Rabenvögeln, wie Krähen und Elstern, aber auch Waschbären und Mardern geplündert werden. Deswegen holen wir die Hennen oftmals zum Brüten und zur anfänglichen Kükenaufzucht nach Hause. Wenn die Kleinen aus dem Gröbsten raus sind kehren sie mit der Mutter zu den anderen Tieren auf die Wiese zurück. Einige Hennen sind so fleißig, dass die gleich zwei Bruten im Jahr erfolgreich aufziehen.
Interessant beim Nachwuchs 2011: bei genauerem Hinsehen zu erkennen, die Jungtiere sind Kennfarbig. Die Hennenküken schlagen nach dem Vater und werden narragansettfarbig, die vier Hähne kommen nach der Mutter und sind bronzefarben.