Ouessantschafe



Allgemein


Mit einer Wideristhöhe von unter 50 cm gelten Ouessantschafe, auch bretonische Zwergschafe genannt, als eine der kleinsten Schafrassen der Welt. Sie stammen von der Insel Ouessant an der französischen Atlantikküste. Die geringe Größe hat vermutlich zwei Ursachen. Zum einen galt es sich an das rauhe Klima auf der von starken Winden geplagten Insel anzupassen. Zum anderen, maßgeblicheren Teil war es wohl so, dass die Inselbevölkerung immer die größten und schwersten Tiere in der Hoffnung geschlachtet hat, dass die kleineren verbliebenen Tiere noch an Gewicht zulegen würden. Somit wurden die größeren Tiere über lange Zeit ausselektiert. Dabei entstand eine kleine, sehr wiederstandsfähige und robuste Schafrasse. Bei guter Pflege können sie bis zu 18 Jahre alt werden.

Ouessantschafe sind saisonal. Das bedeutet sie werden nur einmal im Jahr brünftig, was bei uns meist im Oktober/November der Fall ist. Die Tragzeit beträgt etwa 5 Monate (150 +/- 5 Tage). Somit kommen die Lämmer im Frühling. Daher könnte der Bock theoretisch ganzjährig in der Herde verbleiben. Um den Auen und ihrem anstehenden Nachwuchs allerdings mehr Ruhe zu geben, wird der Bock bei uns in der Ablammunsphase zumeist kurzzeitig separiert bis die Lämmer fit und mobil sind. Jede Aue bekommt in der Regel ein Lamm. Zwillingsgeburten sind die Ausnahme. Die Lämmer werden etwa 3 Monate mit Milch versorgt und können dann abgesetzt werden. Die meisten Ouessantschafe sind schwarz. Es gibt sie ebenfalls in braun und weiss. Außerdem gibt es schimmelfarbene, bei denen die Kopf- und Beinfarbe entscheidet ob sie als braun- oder schwarzschimmel bezeichnet werden. Auch in "französisch grau" gibt es sie, wobei diese den schwarzschimmel-farbenen recht ähnlich sehen.

Ouessantaue mit Lamm und Katze
Ouessantaue mit Lamm und Katze

Haltung


An die Haltung stellen sie keine großen Ansprüche. Als Herdentiere sollten Ouessantschafe wenigstens als Trio gehalten werden. Je mehr desto besser. Möchte man keinen Nachwuchs ist auch die Haltung einer reinen Bockgruppe möglich. Sie benötigen einen trockenen, windgeschützten Unterstand und genügend Weidefläche. Pro Tier kann man etwa 350 qm Weidefläche rechnen. Bei weniger Fläche muss man deutlich mehr zufüttern. Allerdings sollte man es sich ernsthaft überlegen ob eine Schafhaltung sinnvoll ist, wenn man den Tieren nicht genug Fläche bieten kann. Neben Gras fressen sie fast ausschließlich Heu, dass immer zur Verfügung stehen muss, um den Bedarf an Rauhfutter zu decken. Im Sommer nehmen sie allerdings wenig Heu zu sich. Für 6 Tiere reichen 2 Rundballen Heu für ein ganzes Jahr. Allerdings können auch Rundballen in der Größe variieren. Daher ist es sicherlich nicht falsch ein wenig Reserve mit einzuplanen. Auch Laub (zB. von Obstbäumen, Weide, Haselnuss, Birke, etc.) wird gerne gefressen, wobei sie die Zweige unserer Erfahrung nach dabei nicht schälen und somit die Bäume nicht schädigen. Junge Bäume sollte man allerdings noch eine Zeit lang mit einem Schutz versehen. Gerade ein Bock kann mit seinen Hörnern einen jungen Baum so sehr schädigen, dass er nicht mehr zu retten ist. Kraftfutter bekommen unsere Schafe äußerst selten, brauchen sie als eine verzwergte und über Jahre an eine karge Region angepasste Rasse auch nicht. Es ist zum Teil wirklich erschreckend zu hören was manche Halter an Kraftfutter in ihre Ouessants "stopfen". Es handelt sich schließlich nicht um eine wirtschaftliche Hochleistungsrasse. Bei regelmäßiger Gabe sollte man sehr sparsam damit sein. Die Schafe können sonst schnell krank werden. Sind sie zu fett, können zum Beispiel arge Probleme beim Lammen auftreten. Auch erzieht man sich so seine Schafe schnell zu Schreihälsen, die ihr Kraftfutter lauthals einfordern sobald sich etwas bewegt und sei es nur, dass man ein Fenster öffnet. Das freut dann nicht nur die Nachbarn sondern spitzt auch die eigenen Nerven an.

Notwending ist auch ein Mineralleckstein, wobei darauf zu achten ist, dass dieser speziell für Schafe sein muss, denn Lecksteine zum Beispiel für Pferde haben einen höheren Kupferanteil, was für die Schafe giftig ist.

Zu den Aufgaben des Halters gehört es nicht nur für ausreichend Futter zu sorgen. Je nach Boden wachsen die Klauen mehr oder weniger schnell. Daher müssen sie regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls geschnitten werden. Die Schafe sollten wenigstens 2x im Jahr entwurmt werden. Dabei sollte das Entwurmungsmittel am besten jedesmal gewechselt werden um möglichen Resistenzen vorzubeugen. Um den Befall an Endoparasiten (zu denen die unterschiedlichen Würmer gehören) möglichst gering zu halten, bietet es sich an die Tiere in Wechselweide zu halten. So kann sich ein abgefressenes Stück Wiese erholen und die Tiere werden auf ein frisches Stück gestellt. Dabei ist zu bedenken, dass die Tiere entwurmt werden müssen bevor sie auf ein neues Stück Weide kommen. Es kann auch zu einem Befall von Ektoparasiten (Flöhe, Milben, etc.) kommen. Dies fällt meist dann auf, wenn sich die Tiere gehäuft kratzen. Manche Züchter geben ihren Tieren prophylaktisch 1x pro Jahr ein Mittel dagegen. Unsere Schafe hatten bisher allerdings noch nie Probleme damit. Daher war eine Behandlung in diese Richtung bei uns bis dato nicht notwendig. Das heiße Frühjahr 2018 begünstigte offensichtlich die hiesige Zeckenpopulation. Die Schafe hatten sich so einige dieser Quälgeister eingefangen. Auf einem Schaf habe ich über 40 Zecken gezählt, so dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal diesbezüglich tätig werden mussten.

Ebenso müssen sie 1x im Jahr geschoren werden. Je nach Wetterlage ist das bei uns meist zwischen Eisheiligen und Schafskälte der Fall, sprich Ende Mai/Anfang Juni. Letztendlich kann man den richtigen Zeitpunkt ganz gut an der Wolle am Hals sehen. Beginnt diese sich vom Hals her etwas zu lösen, kann man starten. Beim Scheren ist zu beachten, dass Ouessantschafe sogenannte "Glöckchen" am Hals haben, wie man es oft auch bei Ziegen sehen kann. Bei den Schafen sind sie unter der Wolle meist nicht ganz leicht zu entdecken und es kann zu Verletzungen kommen.

Zur allgemeinen Schafhaltung gehört leider auch noch etwas Bürokratie. Dies kann von Bundesland zu Bundesland ein wenig unterschiedlich sein. Bei uns in Hessen ist es so:

Wer Schafe halten möchte muss dies bei der zuständigen Veterinärbehörde seines Landkreises anmelden. Ebenso bei der Tierseuchenkasse und dem HVL (Hesssischer Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e. V.) Dann bekommt man eine Betriebsnummer zugeteilt. Man muss ein Bestandsregister führen und regelmäßig eine Bestandsmeldung, sowie Bestandsveränderungen (bzw. Meldungen von Bewegungsdaten) machen, sprich wenn man ein Schaf dazu kauft, oder ähnliches. Verkauft man ein Tier muss man Begleitpapiere dazu ausstellen. Die hierfür benötigten Formulare kann man im Internet finden und ausdrucken. Außerdem ist man verpflichtet seine Tiere mit amtlichen Ohrmarken zu kennzeichnen. Diese müssen mittlerweile einen Mikrochip enthalten. Klingt für den Anfang erstmal kompliziert, aber hat man das dann alles einmal gemacht, getreu dem Motto "Übung macht den Meister" ist auch das zu bewältigen.


Der Bestand bis Juli 2020


Durch die sehr trockenen Sommer 2018, 2019 und 2020 waren wir gezwungen unseren Schafbestand aufgrund von Futterknappheit zunächst zu reduzieren und die Schafhaltung 2020 letztendlich komplett einzustellen bzw. zu pausieren. Unsere verbliebene Herde konnte zum Glück komplett zusammenbleiben und ist umgezogen.

 

Somit haben wir aktuell keine Ouessantschafe mehr.

 

Nachfolgend noch eine Erinnerung an die zuletzt ausgezogenen Tiere.

 


 Die Herren:

 

  • Bock: Alfred                           
  • Farbe: weiss
  • Geboren: 2011
  • Stockmaß: 48 cm                            (Er wohnt inzwischen nicht mehr bei uns)

 

 

  • Bock: Alfons
  • Farbe: schwarz
  • Geboren: 2019
  • Stockmaß: 47 cm                      (ein vielversprechner junger Bock und Sohn von Alfred. Er ist im Juli 2020 umgezogen.)

 


Die Damen:

  • Aue:  Lieselotte (Lottchen)
  • Farbe:  schwarz
  • Geboren:  2011
  • Stockmaß:  43 cm                      (im Juli 2020 umgezogen)

Geburten:

  • 30.04.2012 Aulamm
  • 21.04.2013 Aulamm (Liesbeth)
  • 02.05.2014 Aulamm
  • 16.04.2015 Bocklamm
  • 24.04.2016 Aulamm
  • 15.06.2017 Aulamm
  • 22.04.2018 Bocklamm
  • 21.04.2019 Bocklamm
  • 08.05.2020 Aulamm           

  • Aue: Liesbeth
  • Farbe: braun
  • Geboren: 2013
  • Stockmaß:  42 cm                     (im Juli 2020 umgezogen)

Geburten:

  • 29.06.2014 Bocklamm
  • 10.05.2015 Aulamm
  • 15.04.2016 Bocklamm
  • 17.04.2017 Bocklamm
  • 08.05.2018 Bocklamm
  • 22.04.2019 Aulamm
  • 05.06.2020 Bocklamm

 

  • Aue: Gretchen 2
  • Farbe: braun-schimmel
  • Geboren: 2013
  • Stockmaß: 45 cm                        (im Juli 2020 umgezogen)

Geburten:

  • 26.04.2015 Aulamm
  • 13.04.2016 Aulamm
  • 18.04.2017 Aulamm
  • 23.04.2018 Aulamm
  • 21.04.2019 Bocklamm
  • 06.05.2020 Aulamm

  • Aue: Frieda 2
  • Farbe: schwarz
  • Geboren: 2013
  • Stockmaß: 44 cm                      (im Juli 2020 umgezogen)

Geburten:

  • 06.04.2015 Bocklamm
  • 12.04.2016 Aulamm
  • 14.03.2017 Aulamm
  • 02.04.2018 Bocklamm
  • 13.04.2019 Aulamm
  • 24.04.2020 Aulamm

Nachwuchs


2020 kam das erste Lamm (Aue) am  24.04.2020 zur Welt. Anfang Mai kamen zwei weitere Aulämmer dazu. Das letzte Lamm (Böckcken) kam am 05.06.2020 zur Welt. Die Lämmer sind dann mit ihren Müttern im Juli 2020 umgezogen und leben seit dem nicht mehr bei uns.



Einblicke in das hiesige Schaf-Leben


die ersten Drei im Sommer 2010: Merlin, Frieda und Lotti
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Ouessantschafe mit Riesenkaninchen
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Ouessantschafbock Merlin mit deutschem Riesenkaninchen 2010
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Mathilde mit ihrem Lamm und Katzenbesuch
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Catfight: Gretchen hat gewonnen
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Napoleon mit Leo und Liesbeth
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ein paar Haselnusszweige zum Entlauben als "Leckerli"
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Herbst 2017
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erste Bekanntschaft mit den Alpakas - Januar 2018
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Ende November 2018 mit etwas Restschnee
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Mittagsruhe bei den Ladys April 2020
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die ersten 3 Lämmer 2020 (alles Aulämmer)
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